Gedichte
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Im Kulturzentrum
Meine Tränen
auf dem Boden der Toilette
im Kulturzentrum
Wieder
eine Veranstaltung
ohne mich
Hierher zu kommen
war
sehr mühsam
Auch der Weg
zurück
wird
schwer sein
Eine Etage
über mir
sitzt ihr andern
fast höre ich euch diskutieren
Ich sitze
hier auf der Toilette
Meine Tränen
auf dem Boden der Toilette
im Kulturzentrum
sind noch nicht getrocknet
Es ist nicht mein Rollstuhl,
der mich wirklich einschränkt .
18.5.94
Erklärendes Nachwort:
Laut Programm hätte die Veranstaltung, zu der ich extra mit einigem Aufwand hingefahren bin, im Erdgeschoss des linken Kulturzentrums "Bahnhof Langendreer" stattfinden sollen. Als ich ankam, sollte sie aber im ersten Stock sein, einen Fahrstuhl gab es nicht. Ich habe darum gebeten, die Veranstaltung ins Erdgeschoss umzulegen. Der Raum dort war sogar frei und es gab noch Zeit, bevor die Veranstaltung tatsächlich beginnen sollte.
Ich wurde angewiesen, vor der Treppe zu warten, während die OrganisatorInnen darüber nachdenken. Es war verdammt demütigend, über eine halbe Stunde vor der Treppe stehen und auf die Entscheidung warten zu müssen.
Im Endeffekt wurde die Veranstaltung nicht umgelegt.
Angeblich, weil es dem Referenten wegen seines Alters nicht zuzumuten sei, den Raum zu wechseln. (Er hätte nur eine Etage wieder herunter gehen müssen. Stühle hätte, wenn nötig, jeder für sich selbst und einer für den Referenten tragen können.)
Im Nachhinein ist dieses Gedicht entstanden.
Ich glaube, die Veranstaltung handelte von Rassismus oder einer anderen Unterdrückungsform.
Von 1993 bis Ende der 90-er habe ich immer wieder versucht, politische Veranstaltungen im Kulturzentrum "Bahnhof Langendreer" zu besuchen. Oft habe ich mich bemüht, mit den linken Leuten dort zu reden und ihnen zu erklären, wie das mit der Ausgrenzung ist und dass es schön und wichtig wäre, dass alle Menschen unter angemessenen Bedingungen an ihren Veranstaltungen teilhaben können. Und dass ich und andere Gehbehinderte gerne dabei sein wollen.
Ich dachte die ersten Jahre, es wäre nur Unwissenheit und Gedankenlosigkeit, weswegen sie mich und andere ausgeschlossen haben, aber im Prinzip wären die Leute vom Kulturzentrum guten Willens.
Geendet sind meine vielen Gesprächs- und Erklärungsversuche in Fassungslosigkeit auf meiner Seite, wie wenig die lieben Linken auf die Bitten eingegangen sind.
Irgendwann durfte ich einen Artikel im Monatsprogramm lesen, in dem sie damit angegeben haben, sie würden "freie Fahrt für Rollis" machen. Dabei haben sie erstaunlich wenig verbessert, sogar wenn es einfach war und kaum etwas gekostet hätte. Sondern sie haben im Gegenteil während unserer Verhandlungen in einen größeren Teil des Begegnungs-Cafes neue Stufen eingebaut und damit Bereiche für RollstuhlfahrerInnen gesperrt, die vorher zugänglich waren. Warum lächelst Du
Trennende Stufen
Ob mein Leben schön ist oder Eugenik
Eiertablett
Es ist normal
Ja. oder Böses Gedicht
Es braucht mehr
Was soll ich laufen
Heilungsgebote
Du flüsterst mir ins Ohr
Heimat
lauter träumen
Abschiedssonne
Erinnerst Du Dich?
kleiner Engel
deine Hände
was bleibt übrig
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